Private Campusnetze mit 5G-Technologie sollen der Industrie helfen, Sensoren mit Maschinen zu verbinden und auch kritische Kommunikation zu erlauben. Doch es halten sich hartnäckige Zweifel bezüglich der Einsatzfähigkeit von lokalen 5G-Netzen.
Die Bundesnetzagentur hatte bis Juni 2022 rund 220 Lizenzen für drahtlose Campusnetze vergeben. Mit einem Campusnetz erprobt die Industrie, welche Anwendungsfälle für 5G geeignet sind und welchen Nutzen sie bringen. Mit einem privaten Campusnetz für Industrie und Forschungseinrichtungen wird aufgezeigt, wie sich Prozesse automatisieren lassen, um den Produktionsprozess effizienter und sicherer zu gestalten. Ein drahtloses Campusnetz verbindet Sensoren, Maschinen und erlaubt auch kritische Kommunikation.
Doch über bestimmte Aspekte, was ein Campusnetz bieten kann und was nicht, gibt es immer wieder Diskussionen.
1. Private Campusnetze lösen Wi-Fi ab
4.9G/LTE- und 5G-Private-Wireless wird Wi-Fi bei den industriellen Anwendungen dort ersetzen, wo eine große Bandbreite und/oder geringe Latenzzeiten nötig sind. Wi-Fi ist für viele geschäftskritische Anwendungen zu instabil. Daher nutzen Unternehmen ein 5G-Campusnetz für die virtuelle Inspektion aus der Ferne. Wi-Fi wird aber nicht verschwinden. Denn der richtige Mix vorhandener Technik für die entsprechenden Anwendungen ist entscheidend, um Abläufe zu digitalisieren.
2. Wenig Investitionen in Campusnetze
Die etablierten Anbieter bieten noch nicht viele 5G-Geräten an. Aber die Begeisterung rund um 5G hat zu einem Schub geführt. Noch wichtiger ist, dass private, drahtlose Campusnetze mehr sind als 5G. Für 4.9G/LTE gibt es ein sehr gut entwickeltes industrielles Ökosystem mit über 6.800 LTE-fähigen Endgeräten. 4.9G/LTE unterstützt bereits bis zu 85% der industriellen Anwendungsfälle, so dass Investitionen in die drahtlose Kommunikation jetzt schon sinnvoll sind.
3. Edge Computing ersetzt zentrale Cloud
Edge Computing ist ein wichtiger Baustein, um anlagenintensive Industrien zu digitalisieren, da sich Daten von Maschinen und Anlagen vor Ort verarbeiten lassen. Doch obwohl es sinnvoll ist, die Datenverarbeitung bei verzögerungsanfälligen Anwendungen direkt vor Ort anzusiedeln, bilden zentrale und Edge-Clouds zusammen ein Kontinuum mit Anwendungen und Prozessen, die an unterschiedlichen Orten ausgeführt werden.
4. Unsicherer Return on Investment
Rund 66% der Unternehmen erwarten einen Return on Investment (ROI) innerhalb von zwei Jahren. Erfahrungen des Kommunikationsspezialisten Nokia aus Kundenfällen zeigen, dass abhängig vom Einsatzzweck und Anwendungsfall ein ROI innerhalb von zwei Jahren möglich ist.
Allerdings ist es wichtig, mehr als die reinen Komponentenkosten zu betrachten, denn die Berechnung der Gesamtbetriebskosten ist komplex. Um die Kosten gering zu halten und den ROI schneller zu erreichen, empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit einem Partner, der eine Komplettlösung anbieten kann.
5. Limitierte Frequenzen für private Campusnetze
Knapp 36% der Befragten aus dem verarbeitenden Industriesektor sehen die geringe Anzahl verfügbarer Frequenzen für drahtlose Übertragungstechniken wie LTE und 5G als Problem an. In den USA gibt es Bestrebungen, bestehende Funkfrequenzen für die privatwirtschaftliche Nutzung zu öffnen. Außerhalb der USA haben mehr als 25 Länder lokale LTE-/5G-Frequenzen für die Industrie freigegeben. Nokia hat in 30 Ländern Partnerschaften für die Frequenznutzung geschlossen.
Eine weitere Möglichkeit ist die Nutzung nicht-lizenzierter Frequenzen. Dazu gehört MulteFire, das auf 3GPP-Normen für die Nutzung von LTE im 5-GHz-Band basiert. In 16 Ländern ist LTE-U (LTE im unlizenzierten Spektrum) zugelassen. In Zukunft soll auch 5G NR-U (New Radio – unlicensed) verwendet werden.
09.09.2022