Bei der Wartung eines bestehenden oder der Installation eines neuen Netzwerks ist es wichtig, dass sämtliche Verbindungen und Verkabelungen getestet werden. Tests lassen sich auf drei Ebenen durchführen: Verifizierung, Qualifizierung und Zertifizierung.
Bei Umzügen, Erweiterungen und Änderungen an bestehenden Netzwerkinstallationen sind Verifizierungstests notwendig, um sicherzustellen, dass Kabel und Abschlusspunkte korrekt verbunden sind. Qualifizierungstests gewährleisten, dass die Verkabelung die richtige Bandbreite für die Aufgabe aufweist und wie geplant funktioniert. Bei der Verkabelung neuer Gebäude oder der vollständigen Erneuerung einer Netzwerkinfrastruktur sind ausführliche Zertifizierungstests erforderlich, mit denen geprüft wird, ob die Kabel den aktuellen Normen entsprechen.
Zertifizierung von Twisted-Pair-Kupferkabeln
- Zunächst ist die permanente Verbindung zu prüfen; d.h. der feste Teil des Netzes, der vom Verteilerfeld bis zu einer Anschlussdose reicht. Er umfasst im Regelfall ein Patch-Feld, ein LAN-Kabel und eine Anschlussdose.
- Zur Durchführung eines Tests der Buchsen, die Teil der Verbindung sind, ist die Verwendung eines sog. „PLA“ (Permanent Link Adapter) ist das einzige probate Mittel. Es ist nicht erwünscht, dass die Verbindung zum Prüfgerät das Kabeltestergebnis beeinflusst, daher eliminieren PLAs die Auswirkungen des Prüfgerätekabels. PLAs bieten zentrierte NEXT-Eigenschaften (Near End Crosstalk) und ermöglichen so einen echten Test der Buchsen.
- Ein grenzwertiges Ergebnis liegt am Rande der Norm und wird in Zukunft wahrscheinlich zu Problemen führen. Die Ursache dafür könnte ein Herstellungsfehler oder ein Installationsfehler bei der Verkabelung sein (z.B. eine zu starke Entdrillung des Kabels beim Anschluss während der Installation). Es ist besser, ein Problem direkt bei der Installation zu beheben, um teure Support-Fälle zu vermeiden.
- Auf jeden Fall muss die Integrität von geschirmten Verkabelungen getestet werden. Angesichts steigender Netzwerkgeschwindigkeiten ist es immer wahrscheinlicher, dass geschirmte Kabel eingesetzt werden. Ist die geschirmte Verkabelung nicht an beiden Enden der Verbindung angeschlossen und geerdet, kann dies zu elektromagnetischen Störungen von 10 bis 20 dB führen, was AXT (Alien Crosstalk) verursacht, die Konformität beeinträchtigt und in einem Rechenzentrum kritische Fehler hervorrufen kann.
- Ist der Widerstand eines Leitungspaares ungleichmäßig, gefährdet dies den PoE-Betrieb (Power-over-Ethernet) bei maximaler Belastung. Angesichts der Vorteile der Konvergenz zwischen IT- und OT-Netzwerken kommen immer mehr PoE-Installationen zum Einsatz. So werden Informationen von Heizungs- und Klimasystemen, Sicherheitssystemen, IP-Beleuchtung allesamt IP-basiert, was für ein intelligentes Gebäude-Management große Vorteile bietet. Installationstechniker müssen also prüfen, ob die Verkabelung die erforderliche Leistung aufnehmen kann und ob die Switches beim Anschluss von Bausteinen an das Netzwerk die für den Betrieb benötigte Leistung liefern können.
- Ein zusammenfassender Bericht mit der Dokumentation allen Messdaten belegt die ordnungsgemäße Ausführung der Prüfarbeiten. Er stellt eine wichtige Voraussetzung für die Ausstellung einer Garantieerklärung dar und löst die Zahlung der Rechnung des Installateurs aus.
Zertifizierung von Glasfaserkabeln
- Sauberkeit ist oberstes Gebot – weil Verschmutzungen für das bloße Auge nicht sichtbar sind, sollten die Faserendflächen immer mit einer Kamera geprüft werden. Auch die Anschlüsse der Prüfgeräte sollten kontrolliert und gereinigt werden, um genaue Messungen zu ermöglichen.
- Die wichtigste Aufgabe nach der Reinigung ist das Einstellen einer Referenz. Beim Einstellen der Referenz setzt das Prüfgerät die Verbindungen – die sog. „TRC“ (Testreferenzkabel), mit denen die zu prüfenden Verbindungen angeschlossen werden – auf null. Bei falsch eingestellter Referenz kann das Prüfgerät vielfältige fehlerhafte Ergebnisse aufzeichnen; bis hin zu negativen Verlusten. Angesichts des Einsatzes extrem verlustarmer Komponenten verlangen die Kabelhersteller, diese Referenz mehrmals täglich einzustellen. Sobald bei einem Test ein negatives Verlustergebnis aufgezeichnet wird, ist die Referenz erneut einzustellen.
- Die Verwendung hochwertiger TRCs mit EF-Startkonditionierung (Encircled Flux) garantiert eine genaue Einspeisung des verwendeten Lichts in die Glasfaser und gewährleistet präzise Messergebnisse.
- Der Einsatz eines sog. „OTDR“ (Optical Time Domain Reflectometer) zum Test einer Verbindung kann dazu beitragen Engpässe in ansonsten einwandfreien Verbindungen zu erkennen, zu lokalisieren und zu beseitigen (z.B. an einer grenzwertigen oder außerhalb der Spezifikation liegende Komponente in einer Verbindung).
- In Rechenzentren und Unternehmen, wo viele Systeme miteinander verbunden sind, kann ein OTDR bei der detaillierten Analyse und Lokalisierung eines Problems helfen. OTDRs lassen sich auch für Verlusttests einsetzen, bei denen bidirektionale Tests wichtig und Durchschnittswerte zu berechnen sind.
- Bei Umzügen, Erweiterungen und Änderungen gibt ein Visual Fault Locator ein rotes Licht aus, das sichtbar durch die Glasfaser strahlt, was ein effektives Basiswerkzeug zur Prüfung der Kontinuität ist. Kompakte Handgeräte (z.B. der FiberLERT), können alle aktiven Fasersignale erkennen. Beim Einsatz vieler Transceiver ist er ein gutes Hilfsmittel für deren Funktionsnachweis.
- Ein zusammenfassender Bericht mit der Dokumentation allen Messdaten belegt die ordnungsgemäße Ausführung der Prüfarbeiten. Er stellt eine wichtige Voraussetzung für die Ausstellung einer Garantieerklärung dar und löst die Zahlung der Rechnung des Installateurs aus.
12.08.2022